Raus aus dem Schatten – der Einkauf als Innovationstreiber
„Alexa, füge eine Zahnbürste zu meiner Einkaufsliste hinzu! Außerdem Bodylotion und Sonnencreme.“ So könnte in Zukunft der Einkaufssamstag beginnen. Oder besser: in sehr naher Zukunft. Denn in Deutschland können Kunden seit diesem Jahr über den Amazon-Sprachassistenten Alexa ausgewählte Produkte bestellen. Schon 2016 kam der Dash Button von Amazon auf den Markt – ein kleiner, mit dem WLAN-verbundener Knopf, der zum Beispiel am Kühlschrank klebt und bei Betätigung häufig benötigte Produkte wie Waschmittel, Kaffee oder Hundefutter ordert. Über 1.000 Artikel können Verbraucher mittlerweile auf diese Weise kaufen.
B2B-Einkauf wird amazonisiert
Auch im B2B-Umfeld sind die ersten Automatisierungsschritte im Einkauf längst gegangen: Über Self-Service-Portale lassen sich standardisierte Waren mit wenigen Klicks so bequem bestellen, wie man es im privaten Bereich gewohnt ist. Einfach Größe, Farbe und Menge eingeben, Preis und Lieferzeit prüfen und kaufen. Da ist es kein Wunder, dass inzwischen von der Amazonisierung des B2B-Einkaufs gesprochen wird. Und: Bislang wird lediglich an den Möglichkeiten gekratzt, die sich im Zuge der Digitalisierung ergeben. Für die nächsten Jahre ist also noch einiges zu erwarten.
Das wirft die Frage auf, wie sich die zunehmende Automatisierung auf den Einkauf als Fachbereich auswirkt. Auseinandergesetzt hat sich damit auch die Studie „Digitalisierung des Einkaufs – Einkauf 4.0“ vom Fraunhofer IML und dem Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik. Demnach wird sich das Aufgabenspektrum im Einkauf erheblich wandeln: Operative Tätigkeiten werden sukzessive wegfallen, die strategische Bedeutung wird steigen.
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Jetzt zum Webinar anmeldenKomplexe Produkte werden von Einkäufern beschafft
Grundsätzlich schätzen auch wir die Entwicklung so ein – sehen aber auch eine gewisse Einschränkung. Denn sicher kann die Beschaffung von C-Teilen und Verbrauchsmaterialien automatisiert oder zumindest teil-automatisiert erfolgen, sodass Mitarbeiter im Einkauf damit kaum noch befasst sind. Erfolgskritisch sind für Unternehmen aber meist komplexe, nicht-standardisierte Produkte mit einem hohen Investitionsvolumen – beispielsweise Maschinen und Anlagen. Ohne gut ausgebildete Mitarbeiter werden solche Güter auch in den kommenden Jahren nicht beschafft werden können. Die Kollegen können beim Einkaufsprozess aber durch neue Technologien unterstützt und entlastet werden. So beispielsweise durch Produktkonfiguratoren auf der Website der Anbieter, die es ermöglichen, eine Maschine nach den spezifischen Anforderungen zusammenzustellen und verschiedene Varianten durchzuspielen. Noch wichtiger – und vor allem eigenständig umzusetzen – ist die IT-seitige Unterstützung der internen Schritte im Einkaufsprozess. Denn bevor überhaupt ein Angebot angefordert wird, ist eine Menge Austausch zwischen dem Einkauf und anderen Fachbereichen erforderlich. In der Regel erfolgt das heute noch ziemlich unsystematisch. Wichtige Dokumente sind dann nicht für jeden verfügbar oder der aktuelle Status muss aktiv abgefragt werden. Das alles führt zu einem unnötig hohen Aufwand und zu teilweise unbefriedigenden Ergebnissen.
Innovation Sourcing statt Routine
Durch die Entlastung bei der Beschaffung von einfachen, standardisierten sowie von komplexen, nicht-standardisierten Produkten sparen die Mitarbeiter im Einkauf in jedem Fall Zeit ein. Und die können sie nutzen, um sich intensiver strategischen Aufgaben zu widmen. Ein zentrales Handlungsfeld ist dabei die konsequente Kostenoptimierung bei Warengruppen, bei denen mehrere Anbieter zur Auswahl stehen – der Wettbewerb also hoch ist. Ebenso ist es wichtig, langfristige Partnerschaften mit Lieferanten aufzubauen und zu pflegen – vor allem bei knappen oder hochspezialisierten Waren. Und: Der Einkauf ist gefordert, Digitalisierungs-Know-how und neue Technologien frühzeitig am Markt zu entdecken, den Wert für das eigene Angebot zu evaluieren und dann eventuell ins Unternehmen zu holen. Die Bedeutung dieses Innovation Sourcing wird in den nächsten Jahren erheblich zunehmen. Der Einkauf kann damit zum Innovationstreiber des gesamten Unternehmens werden.
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